Sicherlich sind jedem schon die Batterien von Köderboxen aufgefallen, die entlang der Isar und in den Parks installiert wurden – schon allein durch die Warnhinweise auf bunten Zetteln mit dem Text ‚Kinder und Haustiere fernhalten‘. Leicht gesagt, wenn man in Begleitung eines Fellkameraden mit unersättlichem Appetit und hervorragender Nase für Verdauliches unterwegs ist.
Was also gibt es zu befürchten? Wie sehen die Köder aus – was können Sie anrichten?
Diesem Thema möchten wir uns aus akutellem Anlass (Fälle von Vergiftung mit einem ’neuen‘ Rodentizid) widmen.
Sehr häufig werden Coumarinderivate eingesetzt. Dabei handelt es sich um Gerinnungshemmer. Das Tückische an den Coumarinderivaten der neueren Generation ist, dass sich die ersten Symptome erst nach einigen Tagen einstellen können. Sie töten deshalb nicht schnell und akut, wie andere Stoffe – eine Vergiftung kann aber dadurch auch lange unentdeckt bleiben.
Präparate auf Coumarinbasis befinden sich häufig in den Köderboxen. Sie werden in Tüten mit bunt gefärbten Haferflocken oder bunten Köderblöcken präpariert. In den Köderboxen befinden sich oft rosafarbene Tafeln oder Schalen mit einer gelartigen Substanz.
Coumarine stören die Blutgerinnung. Dies führt unter anderem zu Blutungen der Schleimhäute im Maul, blutigem Husten/ Erbrechen/ Kot, ‚blauen Flecken‘ an verschiedenen Stellen (sichbar vor allem am Bauch), allgemeiner Schwäche und Appetitlosigkeit.
Auch der Giftweizen, dem Aussehen nach Granatapfelkernen ähnlich, präpariert mit Zinkphosphid, ist ein verbreitetes Rodentizid. Nach 15min bis 4 Stunden kommt es zu Apathie, unkoordinierten Bewegungen, Unruhe, Heulen, Herumrennen, Erhöhung der Körpertemperatur und Atemschwierigkeiten. Blutiges Erbrechen und Bauchweh sind häufige Begleiterscheinungen.
Relativ neu auf dem Markt der Ratten- und Mäusebekämpfung und eigentlich nur für den Einsatz in geschlossenen Räumen vorgesehen, ist die alpha Chloralose. Sie wird, mit Mehl oder Getreide vermischt als Köder angeboten und führt schon nach ca. 30 Minuten bis zu 4 Stunden zu Symptomen. Sie wirkt auf das Zentralnervensystem und führt dadurch zu folgenden Symptomen: Schläfrigkeit, Apathie (bis zum Koma), dabei gleichzeitig Erregungszustände, Unruhe und Krämpfe. Sie führt auch zu einer starken Erniedrigung der Köpertemperatur (und wird deshalb vor allem in der kalten Jahreszeit eingesetzt).
Wenn sie eine Giftaufnahme Ihres Tieres beobachtet haben oder Ihr Tier verdächtige Symptome zeigt, gehen sie bitte immer umgehend zu Ihrem Tierarzt/ in eine Tierklinik.
Falls irgend möglich, bringen Sie etwas von der aufgenommenen Substanz mit – seien es Reste eines Köders, eine Verpackung, oder auch das Erbrochene.
Eine erste Maßnahme des Tierarztes wird sein (falls nicht schon geschehen), Ihr Tier mit Medikamenten zum Erbrechen zu bringen, auch eine Magenspülung kann sinnvoll sein. Beides geht allerdings nur in den ersten 1-2 Stunden nach der Aufnahme – danach ist das Gift in der Regel aufgenommen, oder im Magen-Darm-Trakt weiter gewandert.
Die Handlungsweise zu einem späteren Zeitpunkt richtet sich nach den Symptomen. Das Ziel ist es das Gift zu binden und möglichst schnell auszuscheiden auf der einen Seite, auf der anderen Seite müssen die ausgelösten Symptome (Krämpfe, Unterkühlung oder abnorme Erhöhung der Körpertemperatur) behandelt werden.
Gerne können Sie uns auch telefonisch informieren und um Rat fragen oder Sie sich an den Giftnotruf des Klinikums ‚Rechts der Isar‘ wenden: Tel. (089) 19240, Email: tox@mri.tum.de.
Auf der Schweizer Internetseite www.vetpharm.uzh.ch können Sie sich über alle gängigen Gifte und Giftpflanzen und die Symptome, die eine Aufnahme auslösen, informieren.