Verdächtig, wenn ein unaussprechlicher Name wie Giardia duodenalis sich in den Köpfen festsetzt, nicht wahr?
Die Darmparasiten haben in den vergangenen Jahren einen Siegeszug durch die Hundedärme angetreten; kaum eine WelpenbesitzerIn in München, der sie nicht in den ersten Monaten des gemeinsamen Lebens begegnen.
Mit entsprechender Geschwindigkeit breiten sich Gerüchte, Ängste und ‚alternative Fakten‘ aus. Zur Aufklärung möchten wir mit diesem Bericht beitragen und natürlich jederzeit gerne im persönlichen Gespräch.
Was sind Giardien beim Hund?
Giardien sind einzellige Dünndarm-Parasiten, die bei Hunden zu Durchfall und Erbrechen führen. Vor allem Welpen und Hunde mit einem geschwächten Immunsystem zeigen bei einer Infektion Symptome. Ein von Giardien befallener Hund ist sehr infektiös, deshalb breiten sich die Parasiten in Zwingern, Tierheimen, an der Isar oder im Park schnell aus. Weltweit kommen unterschiedliche Giardien beim Hund vor, vor allem der Erreger Giardia duodenalis spielen eine wichtige Rolle.
Was sind die Ursachen für Giardien beim Hund?
Die Giardien überleben als sogenannte Zysten im Kot infizierter Hunde bis zu einer Woche, im Boden oder kalten Wasser bis zu mehreren Wochen. Die Hunde stecken sich über den infizierten Kot, besiedeltes Wasser oder Nahrung, sowie den Kontakt zu erkrankten Hunden mit Giardien an – zum Beispiel, indem sie infizierte Hunde ablecken. Gerade langhaarige Hunde stecken sich auch selbst wieder an, wenn der infizierte Kot das Fell verschmutzt und bei der Selbstreinigung wieder aufgenommen wird.
Der Kot junger Hunde ist besonders infektiös, da er in der Regel große Mengen an Giardien-Zysten enthält. Wenn sich also die Welpen aus der Au, Haidhausen, dem Lehel und vom Glockenbach an der Isar treffen, ist die Verbreitung ähnlich, wie das des Herpesvirus bei Windpockenparties.
Wie äußern sich Giardien beim Hund?
Symptome bei einem Giardienbefall treten vor allem bei Welpen oder (älteren) Hunden mit einem geschwächten Immunsystem auf. Bei gesunden, kräftigen ausgewachsenen Tieren verläuft eine Ansteckung mit Giardien oftmals symptomlos. Diese symptomlosen Dauerausscheider sind ein nicht unbedeutender Faktor in der Verbreitung der Giardien, da sie oft nicht erkannt und nicht behandelt werden.
Die typischen Anzeichen einer Giardieninfektion sind mehr oder weniger starker, wiederkehrender Durchfall. In einigen Fällen ist dieser leicht blutig, manchmal schaumig und/oder von Schleimspuren durchsetzt. Junge Hunde, die sich mit Giardien angesteckt haben, erbrechen bisweilen, verlieren an Gewicht und leiden teilweise unter Wachstumsstörungen und Hautentzündungen. Oft haben sie ein stumpfes, mattes Fell. Ein Befall mit Giardien kann den Verlauf einer bestehenden Darmerkrankung verschlimmern und weitere Erkrankungen begünstigen.
Wie kann man einen Giardienbefall verhindern bzw. bekämpfen?
Ganz ehrlich: ich fürchte unter den aktuellen Bedingungen mit der immensen Hundepopulation ist es fast unmöglich ihn zu verhindern. Natürlich trifft es nicht jeden Hund mit gleicher Intensität. Im Interesse aller gilt (sowieso): bitte sammeln Sie die Hinterlassenschaften Ihres Hund auf. Auch weicher Kot sollte so gut wie möglich entfernt werden. Eine Portion Giardendurchfall plus ein Regenguss verseucht ein ordentliches Stück des englischen Gartens unter Umständen für Wochen.
Verhindern Sie, dass ihr Hund sich bei sich selbst wieder ansteckt, indem Sie vor allem langhaarige Hund mit Hundeshampoo reinigen.
Säubern Sie auch die Umgebung des Hundes und seine Liegeplätze gründlich. Laken oder heiß waschbare Kissenbezüge sollten für eine Weile Felle und ähnliches ersetzen.
Zur Bekämpfung stehen verschiedene Präparate zur Verfügung. Wie so oft, sind die es nicht immer die wirksamsten, die zur Behandlung auch zugelassen sind. Das Ziel der Behandlung ist es, die Symptome (Durchfall, Erbrechen, Bauchweg) unter Kontrolle zu bekommen und dem Immunsystem Zeit zu geben, eine Resistenz gegen die Parasiten zu entwickeln.
Denn die gute Nachricht ist: auch wenn unsere Hunde oft mehrere Giardienzyklen durchlaufen, was mühsam und frustrierend sein kann – in der Regel wird mit zunehmendem Alter und der Entwicklung des Immunsystems eine belastbare Immunität erreicht, die dann viele Jahre anhält.
Ein Impfstoff gegen Giardien ist auf dem Süd- und Nordamerikanischen Markt verfügbar. Bisher scheint es keine Bemühungen für eine europäische Zulassung zu geben – auch wissen wir wenig über die Effektivität von GiardiaVax.
Sind Giardien für Menschen ansteckend?
Es gibt Giardientypen, die das sind. Diese sind vor allem in tropischen/subtropischen Regionen verbreitet und hierzulande noch sehr selten.
Es gibt die Möglichkeit die Typen, die für Menschen ansteckend sind, durch spezielle Untersuchungen von den Varianten zu unterscheiden, die nur Tiere befallen. Falls es also in Ihrer Familie besonders gefährdete Personen gibt (auch hier machen ein schwächeres Immunsystem, ein besonders junges oder hohes Alter anfälliger) oder sollten gar unerklärbare Magen-Darm-Symptome im Zusammenhang mit dem Giardienbefall ihres Hundes auftreten, sprechen Sie uns bitte auf diese Zusatzuntersuchung hin an.